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Rede Marcus Winter

Rede von Marcus Winter anlässlich der Premiere von “Heimfahrt”:

"Liebe Gäste, auch ich grüße Sie und danke für Ihr Erscheinen.

Als Florian im Januar dieses Jahres an mich herantrat und mir die Hauptrolle in seinem ersten Film anbot, sagte ich gedankenlos zu. Der erste Drehtag war dann auch eher von Drehortsuche und anschließender Hin- und Herfahrerei für einen akzeptablen Take geprägt. Überhaupt wurde bei der Produktion dieses Filmes sehr viel hin- und hergefahren.

An späteren Drehtagen bemerkte ich dann, daß Hauptrolle nicht irgendeine banale Tätigkeit wie das Halten der Filmklappe, das Umblättern des Skripts oder das Darstellen lebloser Gegenstände bedeutet, sondern daß damit die hohe Kunst des Schauspielens eng verbunden ist.

Da ich auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrungen hatte, muß man es meinem Schauspieltrainer Timo und nicht zuletzt der Bildregie von Florian hoch anrechnen, daß eine (meiner Meinung nach) ansprechende Darstellung der Rolle zustande gekommen ist, auch wenn dabei Schneefall, Passanten- und Autoverkehr, große Temperaturunterschiede von Drehtag zu Drehtag nicht gerade förderlich waren.

Vielleicht ist Ihnen ja schon einmal aufgefallen, daß viele Schauspieler in späteren Interviews zu Ihren Filmen kaum so aussehen oder dieselbe Kleidung tragen wie im Film. Ich kann ihnen das durchaus nachfühlen, denn nach zehn Drehtagen ging mir die (frühmorgendliche) Prozedur der Vorbereitung auf die Nerven. Man verbindet danach das Film-Outfit einfach zu sehr mit dem Schmerz, der sich beim Herstellen eines Filmes nie verhindern läßt. So langsam kann ich mich aber schon wieder mit der Vorstellung anfreunden, ein rotes Hemd zu einer beigen Jeans anzuziehen.

In der späteren Phase der Dreharbeiten mußten auch noch die Stunt-Szenen abgedreht werden, die mir wirklich immer Spaß gemacht haben. Das Risiko bei diesen Einstellungen war auch recht gering, schließlich stand ich ja per Funk mit meinem Stunt-Koordinator Timo in Verbindung (jeweils einseitig).

Anlaß zur Freude war übrigens immer wieder die Reaktion der anderen Verkehrsteilnehmer auf unsere Funkgeräte und vor allem die Kamera. Für den deutschen Autofahrer ist scheinbar alles, was sich am Straßenrand verdächtig bewegt gleich eine Radarfalle. Das ging sogar so weit, daß ich bei meiner (drehbuchgemäß) schnellen Anfahrt auf die Kamera von anderen Autofahrern mit Lichthupe und wilden Handzeichen zum Langsamfahren aufgefordert wurde. Es muß schon befremdlich für sie gewirkt haben, daß ich weiter scheinbar blindlings in mein Verderben fuhr. Aus kameratechnischen Gründen mußte ich auch immer mein Licht anhaben und auch hier kann man den anderen Autofahrern eine gewisse Fürsorglichkeit bescheinigen, denn ich wurde einige Male darauf hingewiesen (scheinbar ignorant fuhr ich natürlich auch nach verbalem Austausch mit Licht weiter).

In der Postproduktion, das heißt der Nachvertonung war ich dann wieder zuhause. Geräusche erstellen, modulieren, bildgenau einpassen. Zwar war auch diese Tätigkeit gegen Ende der Vertonung recht nervenaufreibend (schließlich hörten sich nicht viele der aufgenommenen Geräusche so an, wie WIR sie gehört hatten), aber auch dabei haben wir alle viel über die Auge-Ohr-Beziehung beim Menschen gelernt.

Als der Ton zum Bild am Ende wirklich synchron war, war ich zugegebenermaßen sehr gerührt, denn damit war manifestiert, daß ein großes Stück Arbeit in einem greifbaren Resultat geendet hatte.

Für den jetzt folgenden Film wünsche ich Ihnen nicht diese Rührung, sondern das, was der Film verbreiten soll, wenn er unsere Intention erfüllt, nämlich knisternde Spannung!

Ich wünsche Ihnen also gute Unterhaltung bei unserem Film 'Heimfahrt'! "

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