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Rede Timo Dick

Rede von Timo Dick anlässlich der Premiere von “Heimfahrt”:

"Auch ich begrüße Sie alle herzlich zu unserer Veranstaltung.

Ein guter Film ist immer einer, der es versteht, durch seine Reize die vom Filmemacher angestrebte Wirkung eindrucksvoll oder -noch besser- nachhaltig beim Zuschauer zu hinterlassen. Diese Wirkung kann sich entweder auf einzelne Einstellungen, auf einzelne Szenen beschränken oder das Gesamtwerk auszeichnen. Das Medium Film bietet beides, sowohl technisch-konventionalisierte Methoden, Wirkung zu erzeugen als auch die Möglichkeit der Innovation. So hätten wir - das ist jetzt ein völlig aus der Luft gegriffenes Beispiel - wenn wir die Absicht gehabt hätten, Mitgefühl und Betroffenenheit beim Zuseher zu erreichen, dann hätten wir z.B. die Geschichte eines Pechvogels, der schließlich Amok läuft oder sich umbringt, weil er die Hoffnung auf Besserung verloren hat, durch dramaturgisch sich steigernde Äußerungen seines Pechs schildern können, wie z.B. immer aufeinanderfolgend zunächst den Verlust seines Autos durch einen selbstverschuldeten Unfall, danach die an ihm irrtümlich fehlerhaft vollzogene Operation, die ihm einen unumkehrbaren körperlichen Schaden zufügt, dann der Verlust seines Jobs, daraus resultierend der Liebesentzug von Seiten seines Partners und dann noch das Nichtzustandekommen eines lange geplanten Urlaubs- oder Vergnügungsunternehmens, so daß ihm jeglicher Spaß am Leben genommen wurde.

Natürlich sind das künstlerisch-filmische Gestaltungsmöglichkeiten, die das legitime Mittel der Übertreibung nutzen, um zum Ziel zu gelangen, damit jeder für die zwei Stunden Kinobesuch zwar betroffen ist, danach aber sagen wird: 'Na ja, zum Glück passiert im echten Leben sowas ja eh’ so gut wie nie!!'

Wir nun wollen mit unserem Film vor allem eins erzeugen: Spannung. Ich werde jetzt nicht näher auf den Film eingehen, möchte Sie aber bitten zu versuchen, damit unser Anliegen eine faire Chance hat, gerade weil Sie alle durch die Kontakte, die Sie mit uns in der Vergangenheit hatten, voreingenommen sind, will ich Sie bitten, den Film als isoliertes, in sich geschlossenes Werk zu betrachten, dessen Handlungsdramaturgie größtenteils frei erfunden ist. Genauso spielen die Schauspieler fiktive, eben erdachte Rollen, die mit ihrem wahren Leben so gut wie nichts zu tun haben. Diese, Ihre Fähigkeit zur Abstraktion ist wichtig, denn für uns gäbe es nichts Schlimmeres als wenn jemand bei wiedererkannten Gegenständen, Schauplätzen oder Schauspielern so etwas herausposaunen würde wie 'Schau mal, das ist der Marcus, den kenn’ ich vom Training der rhythmischen Sportgymnastikgruppe' oder 'Oh, der Timo, wir waren zusammen mit dem -ich glaub’- Norbert, naja egal ich weiß nicht mehr, sagen wir dem N. Eger, dem Siegfried Nob und dem Wilhelm Anderer bei der Kur für Hyperhygienische in Bad Fettfeind...' Soetwas oder ähnliches wäre unser Todesurteil.

Wir würden es demnach sehr begrüßen, wenn Sie sich dies alles ein wenig im Hinterkopf behielten.

Ich möchte dieses Podium auch noch nutzen für einige Danksagungen. So gilt mein Dank Florian; zum einen wegen seiner notorischen Beharrlichkeit, die hier positiv gemeint, und zum anderen wegen seines scheinbar unumstößlichen Optimismus und seiner Euphorie, das ich alles sehr schätze und das nicht erst einmal die Wirkung einer Aufputschdroge hatte, wenn jegliche Motivation verschwunden war. Und natürlich danke ich ihm für die herrlich schwammigen Augenblicke mit Regenkapuze am Fensterrahmen des Beifahrersitzes unseres Filmautos. Davon gibt es übrigens auch ein urkomisches Negativ im 60x40cm Format. Falls also jemand einen Abzug wünscht, kann man dies sicherlich in die Wege leiten. Empfehlenswert ist es allemal. Marcus wiederum danke ich für seine Nirwana-ähnliche Geduld und seine stoische Ausgeglichenheit, und vor allem für seine betont wohlwollende Kritikverträglichkeit wobei ich mich immer noch frage, ob dies nicht auch die unsichere Zurückhaltung eines tumben Schauspiellaiens gewesen sein könnte! Nein, wir sind sehr zufrieden mit seiner Leistung.

Schließlich gilt mein im besonderen persönlicher Dank noch Till aufgrund seines Wissens und aufopferungsvollen Perfektionstriebes in musikalischen Dingen, die für mich wirklich die Lebensversicherung beim Einspielen und Einsingen der Stücke waren. Und danke Dir, auch dafür, Till, daß Du noch kleiner bist als ich und mich deshalb unentwegt an meine Barmherzigkeit Dir gegenüber erinnerst hast, die mich immer wieder daran hinderte, Dir die Unterschenkel wegzuflexen, wenn ich wegen Deines meist angebrachten Perfektionismus aufgrund geistlähmender Untätigkeit nahezu die Nerven verlor. Aber Spaß beiseite: ehrlich gemeinter Dank für die wunderbaren Stunden, die ihr mir ermöglicht habt.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte nun Marcus auf die Bühne."

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